Lesematerial für diejenigen, die das Campingleben lieben

Text und Foto: Magne Reigstad
Motorhome- und Caravan-Magazin, Dezember 6

Luft unter den Flügeln: Graugans und Camper ziehen Richtung Süden

Wir sind immer wieder fasziniert von der Graugans, die sich jeden Herbst in eleganter Formation unter dem Himmel versammelt und Richtung Süden zieht. Aber warum nicht folgen, zumindest ein bisschen auf dem Weg?

Ein wenig auf Fröhlichkeit und Frömmigkeit rollen wir durch die jütländische Landschaft nach Süden. Das Getreide ist geerntet. Windmühlen dicht an dicht, riesige Trolle mit ausgestreckten Armen und Riesen, die langsam umherschwirren. Grüne Energie aus dem dänischen Wind, der sonst bei einer Radtour im Flachland immer in die entgegengesetzte Richtung weht. E45 wird schnell gefahren, erstaunlich schnell denken wir nüchtern und norwegisch unter Berücksichtigung von teurem Sprit und erhöhtem Verbrauch bei hohen Geschwindigkeiten. Wir erinnern uns an ein Schild an deutschen Autobahnen Ende der 1970er Jahre; - Nicht schneller als 130. Damals ein rechtzeitiger Aufruf zum Spritsparen, als die arabischen Ölscheichs beim Öl zurückhielten.

Der Vagabund

Wenn Sie eine lebenslange Beziehung mit der skurrilen Sekte namens Camper haben, erwacht der Vagabund in Ihnen, sobald Sie an einem fremden Rastplatz parken. Schwergewichte mit norwegischen und ausländischen Merkmalen erzeugen gute Vibrationen, wenn sie in bemalte Kabinen rollen. Alte Bekannte von den Autobahnen des Kontinents. Schenker. Bringen. Holzkohle. Die Großen machen gesetzliche Pausen, Schlamperei kann Bußgelder nach sich ziehen. Ansonsten ist das Verkehrsbild auf der Autobahn in den Herbstferien ganz anders als im Sommer. Im Sog des Gegenfeldes sind Wohnmobile, Wohnwagen und noch seltener Reisebusse nur gelegentlich zu sehen.

Mit aktualisierten Covid-Fakten am Telefon und einer Packung medizinischer Masken im Handschuhfach überqueren wir die Grenze nach Deutschland. Man weiß nie in einem Land, das auf Formalitäten achtet. Der Helgarding erwies sich für die ansonsten bargeldlosen Norweger als ebenso nützlich wie die Euro-Scheine.

Windmühlen zum Einsatz

Windkraftanlagen allein werden den Planeten nicht retten. Fakten und gesunder Menschenverstand besagen, dass alle Verkehrsteilnehmer zu reduzierten Emissionen beitragen müssen, also eine vernünftige und umweltfreundliche Motivation, kürzere Expeditionen einzuplanen, wenn sich das Reisetempo ändert. Deshalb setzen wir unseren kontinentalen Wendepunkt im schleswig-holsteinischen Bad Bramstedt, einem Ort, den wir bisher kaum auf der Straßenkarte westlich der A7 verzeichnet hatten, obwohl wir auf dieser Strecke so viele Urlaube auf der Jagd nach Süden und Norden verbracht haben. In diesem Geheimtipp durften wir noch einmal gut organisierten deutschen Nahverkehr erleben und auch von königlichen Abstechern hören.

Wunderbar altmodisch

Wir leben in deutschen Kleinstädten und die Erklärung mag sein, dass Sie hier in einem Straßenbild spazieren gehen, an das sich dieser Rentner aus dem Industriegebiet seiner Kindheit erinnert, ergänzt durch chinesische Restaurants und italienische Eiscafés. In mindestens fünf Bäckereien können die rund 12.000 Einwohner von Bad Bramstedt grobe Brötchen, Brot und süße Kuchen kaufen. Die Rohstoffe für das heutige Schnitzel werden in einer Metzgerei – der Schlacterei R. Thomsen – geschnitten. Entlang der Hauptstraße kann man zwei Stunden mit dem halben Auto auf dem Bürgersteig parken, alles auf Vertrauensbasis ohne Parkscheiben und Parkwächter. Sie werden nicht lange in der Stadt bleiben, bevor Sie den Rausch der Geschichte spüren. In der Hauptrolle Roland. In einer anderen etwas pikanteren Rolle spielt der dänisch-norwegische König Christian IV. Roland ist das Wahrzeichen der Stadt, wo er hoch oben auf einem Sockel mit dem Schwert in der Hand thront. Zu seiner Zeit wachte er darüber, dass der Handel unter anderem mit Stieren fair ablief. Andere Streitigkeiten in dieser ansonsten friedlichen Stadt sollten unter der Aufsicht von Roland auf dem Regal gelöst werden.

Der Weg der Stiere

Bad Bramstedt war eine äußerst wichtige Handels- und Verkehrsstadt mit Tausenden von Ochsen, die jedes Frühjahr von Jütland nach Deutschland und in die Niederlande getrieben wurden. Einer der bekanntesten Radwege Deutschlands heißt deshalb Ochsenweg. Die Route führt die Radfahrer durch Städte, entlang von Kanälen, durch Wälder und entlang von Sumpf- und Ackerland. Sie rollen auf den Spuren jütländischer Bauern, Soldaten und Pilger, Händler und Bettler. In Bad Bramstedt muss der Campingplatz natürlich Camping Roland heißen. Eine der vielen Apotheken der Stadt trägt den Namen Apotek Roland, eine Institution mit königlichen Privilegien, was auch immer sie in der Bundesrepublik Deutschland einschließen mögen. Roland in Stein und massiver Größe ist in die Wand der Apotheke eingelassen. Wichtigste Arbeitsstätte der Stadt ist das Haus Alexander, eine Klinik für rheumatische Erkrankungen. Der Ort wurde von Oskar-Alexander, einem Kaufmann jüdischer Abstammung, gegründet. Letzteres kostete ihn das Leben und er starb 1942 im KZ Sachsenhausen.

Königlicher Schwarm

König Christian IV. von Dänemark-Norwegen war einst auf der Durchreise durch Bad Bramstedt. Der feminine Blick des Königs fing die Teenagerin Vibeke Kruse auf, die in der Stadt Wäsche waschen war. Der Monarch brauchte eine Trauzeugin und stellte die junge Schönheit 1629 ein. Wir haben keine Ahnung, was in den königlichen Gemächern geschah – aber Vibeke gebar 1630 einen Sohn und 1633 eine Tochter durch königlichen Auftrag. Der König war so dankbar – möglicherweise verliebt – dass er ihr ein Schloss übergab. Royale Verliebtheit außerhalb sogenannter rechter Kreise ist also nicht neu. Die Bauerntochter wird mit einer Statue im Zentrum der Stadt geehrt. König Christian IV. hat einen Straßenstumpf nach sich benennen lassen.

Große Speisekarte

Hamburg ist vier Meilen und eine Stunde Bus- und Bahnfahrt entfernt. Tickets für Züge und die Busse und Straßenbahnen der Großstadt wurden bezahlt - in bar, mit einem hilfsbereiten Fahrer im örtlichen Bus. Einfach und unbürokratisch. In der Freien und Hansestadt Hamburg erwartet Sie eine so umfangreiche Speisekarte, dass Sie nie mit leeren Händen gehen werden. Wir haben das Museum der Arbeit und eine starke Fotoausstellung über Streiks priorisiert. Es ist richtig, daran erinnert zu werden, dass der Kampf für Arbeitnehmerrechte eine dramatische und globale Geschichte ist. Und vor dem Museum thront TRUDE, das Monster, das den neuen Tunnel tief unter der Elbe gebohrt hat.

Grenzhandel

Zeit, sich von Schleswig-Holstein zu verabschieden, vorbei an noch mehr Windmühlen auf deutschem Boden. Altes und unrentables Ackerland wird soweit das Auge reicht mit Solarpanels „besät“. Unterwegs werden noch mehr Fundamente für himmelhohe Stromerzeuger vorbereitet. Wie groß können diese Monster werden? Die grüne Wende in Deutschland läuft auf Hochtouren. Die Energiewende und der Wald der weißen Monster verändern die Landschaft dramatisch. Die Graugans zieht nach Süden in die Winterquartiere in den Niederlanden, Frankreich oder Spanien. Wir rollen wieder nach Norden, zum Grenzhandel im nordfriesischen Aventoft. Flach verpacktes Bier und Mineralwasser, Wein in Flaschen und Wein in Kartons, Süßigkeiten in erschreckenden Mengen werden von denjenigen, die in einem EU-Land leben, in Kurz- und Langstrecken-Wohnmobilen, Pkw oder auf kleinen Anhängern verladen. Viele Parkplätze. Wir von außerhalb des Landes müssen ein Formular ausfüllen, in dem wir feierlich versprechen, die Bierdosen nicht weiterzuverkaufen.

Friedlicher Ameisenhaufen

Der nächste Zwischenstopp ist Ringkøbing. Im Sommer ein lebhafter Ameisenhaufen. In der Nebensaison friedlicher dänischer Kleinstadtcharme mit gepflasterten Straßen und Gassen. Der Gast gleitet in einen ruhigen Eigenstrom der Stadt und macht Urlaubsfotos ohne die durchgeknallten Touristen, die gute Sommermotive immer ruinieren. Häuser aus rotem Backstein, aufgefrischt mit Rosenbüschen, die aus der Straße wachsen, kleine Läden für alles Schöne, nicht zuletzt für Stricker. Der Platz ist mit einer Skulptur geschmückt, die von einem echten Hoflieferanten signiert wurde. Seine Königliche Hoheit Prinz Henrik war zu mehr gut, als nur der Gemahl der Königin zu sein.

Wetterwechsel

Wir Westler wissen, dass sich das Wetter in den Küstenregionen schnell ändert und nehmen solche Herausforderungen gerne an. Küstenbewohner wandern auf den Pfaden durch markante Dünen am Leuchtturm von Lyngvig, durch feinkörnigen Sand in einer Küstenlandschaft, die ganz anders ist als unsere eigenen sauberen Berge. Westler wollen die Nordsee hören und sehen. Aber das Tageslicht verschwindet plötzlich. Kaum haben wir Zeit Sand unter die Schuhe zu bekommen, peitscht uns regnerisches Westwetter um die Ohren und jagt uns zurück zum Auto. Das GPS berechnet die kürzeste Route nach Hirtshals! Durchnässt können wir zu Hause bleiben.

Ein bisschen traurig

Im Laufe der Jahre hat der Vagabund viele Stunden in der Schlange in Hirtshals und 6000 Stunden bei Sonnenuntergang auf dem Campingplatz unter dem Leuchtturm verbracht. Der Fischereihafen mit blau gestrichenen Fischkuttern und Fischern, die Netze flicken, ist unzähligen Fotos beigefügt. Aber der Wind der Veränderung hat über die Stadt und ihre 2022 Einwohner gefegt. Die Stadt hat sich zu einem modernen Fischereihafen und einem effizienten Fährterminal entwickelt. Im Juli 190.000 passierten 630.000 Fahrzeuge und XNUMX Passagiere den Hafen. Neuer Eintrag. Kurze oder lange Pause in Hirtshals, der Unterricht hat immer einen Hauch von Melancholie. Ein paar Stunden auf See – und Sie sind auf norwegischem Boden. Die Reisegesellschaft jagte neugierig nach Erfahrungen an neuen und vertrauten Orten, ein bisschen wie die graue Gans, die uns dazu inspirierte, Luft unter die Flügel zu bekommen. Hoffe, die Herde hat sich von allen Windmühlen ferngehalten. Ich freue mich darauf, Sie wiederzusehen und auf einem Kurs in Richtung Norden über die Dächer zu pflügen.

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